Kameradrohnen: Voyeurismus so einfach wie noch nie
Es ist Sonntag und in schöner Herbsttag. In unserer Wohnsiedlung herrscht die sonntägliche Stille. Gemeinsam sitze ich mit meiner Familie und Freunden bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse. Die Grillen zirpen, ein laues Lüftchen weht von Westen. Wir genießen den Tag, reden über dies und das. Die Ruhe wird durch ein plötzlich immer lauter werdenden und näherkommenden Summen jäh unterbrochen. Alle Blicke richten sich wie ferngesteuert gen Himmel. Ein kleiner schwarzer sich bewegender Punkt am blauen Himmel. Was ist das denn? Eine Drohne!
Dieses stetige summen über dem Kopf in einem Abstand von 50 oder 100 Metern – schwer zu schätzen. Der Multikopter, wahrscheinlich mit einer Kamera ausgerüstet, fliegt zwar nicht direkt über unser Grundstück, doch er fliegt einen Kreis darum. Immer mit der Kamera auf uns gerichtet. Ein beklemmendes Gefühl überkommt ein. Eine gewisse Machtlosigkeit kommt hinzu. Was gedenkt man in einer solchen Situation zu tun? Mit den Armen wedeln und „weg mit dir“ rufen? Immer im Hinterkopf, dass sich der anonyme Drohnenpilot gerade über einen kaputt lacht. Oder einfach so tun, als würde es einen nicht stören und das summende Flugobjekt überhaupt nicht beachten. Das beklemmende Gefühl jedoch bleibt. Von der Machtlosigkeit ganz zu schweigen.
Des Voyeurs neues Arbeitsmittel
Der eine oder andere hatte ein solches Erlebnis sicher schon. Gesetzlich ist es zwar verboten, doch einige scheinen sich daran nicht zu stören. Seit dem es Drohnen mit hochauflösenden Kameras gibt, sind Drohnen am Himmel präsent. So einfach wie heute war es noch nie. Doch nicht alle Piloten verletzen bewusst die Privatsphäre anderer Menschen oder beobachten heimlich und zielgerichtet Personen.
Der oben beschriebene Fall wurde uns von einer Familie aus Niedersachsen geschildert. Die Kinder der Familie gingen, während sich dir Drohne am Himmel befand, auf die Straße und hielten Ausschau nach dem Piloten. Wie sich Minuten später herausstellte, war der Pilot ein junger Mann aus Österreich der am Wochenende seinen Vater besuchte. Der Vater wohnte ebenfalls in der Wohnsiedlung. Der junge Mann Namens Peter saß am Ende mit am Kaffeetisch und zeigte allen den vom Multicopter aus gedrehten Film. Wie sich herausstellte, beobachtete er uns keinesfalls von oben, sondern lediglich die umliegende Landschaft. Nur kurz war die Familie unscharf auf dem Video zu sehen. Peter nutzt jede freie Minute mit seiner Drohne. Aber nur wenn er zu Besuch bei seinem Vater in Deutschland ist. In Österreich gelten schon länger strengere Gesetze.
Spanner habens einfacher mit Drohnen
Doch es geht auch anders, wie uns ein bekennender Voyeur berichtet. Immer am Wochenende, wenn es anfängt zu dämmern, packt er seinen Quadrocopter aus, setzt seine FPV-Brille auf und fliegt im Schutz der Dunkelheit vor die Fenster fremder Leute. Da oft das Licht in den Zimmern an ist und es draußen dämmert, ist die Drohne nicht zu sehen. Nicht immer hat er Glück und erwischt Leute bei Intimitäten. Doch wenn er vor dem richtigen Fenster steht, „bleibe ich bis der Akku leer oder das Spiel beendet ist“. In gewissen Vierteln in Hamburg gibt es immer was zu sehen, wie uns Günter (Name v.d. Redaktion geändert) grinsend mitteilt. Er möchte unerkannt bleiben. Ob er schon einmal erwischt wurde, fragen wir ihn. „Ja, aber ich bin weggerannt.“ Was wurde aus der Drohne? „Die sah ich nie wieder.“ Das Videomaterial aber blieb ihm. Denn die Drohne streamte live auf sein Smartphone. Der Film ist heute noch dort gespeichert.
Ruf einer ganzen Branche gefährdet
Des einen Freud, des anderen Leid. Beide Fälle machen deutlich, dass bewusster wie auch unbewusster Voyeurismus einer ganzen Branche Schaden. Gerade deshalb sind unbemannte Luftfahrzeuge bei vielen Menschen so in Misskredit geraten. Der Ruf vieler Drohnenpiloten wird dadurch gefährdet, die sich an geltendes Recht und Gesetze halten. Den Spannern da draußen sei gesagt, dass das Filmen von fremden Grundstücken und das von Personen nicht erlaubt ist. Dadurch werden Persönlichkeitsrechte verletzt, denn jeder hat ein Recht auf Privatsphäre.
Hatten Sie auch schon Fälle wie diese erlebt? Berichten Sie uns darüber oder schreiben Sie einen Kommentar.